Flughafenfeuerwehr München: Feuer und Flamme für den Panther mit Allison-Vollautomatik
Bei der Feuerwehr am Airport München, dem zweitgrößten Flughafen in Deutschland, sind vier neue Rosenbauer Panther 8x8 im Einsatz. Damit die 52 Tonnen schweren Kolosse jeden Bereich des Flughafens in 180 Sekunden erreichen können, wurden gleich zwei Allison- Vollautomatikgetriebe verbaut. Die Continuous Power Technologie der Getriebe hilft dabei, die Fahrzeuge in 20 Sekunden von 0 auf 80 km/h zu beschleunigen.
MÜNCHEN, November 2023 – Die Sirene heult auf. „Bereitstellungsalarm am Airport München, Rauch im Triebwerk eines Passagierjets im Landeanflug“, so die Lautsprecherdurchsage zum Übungsalarm. Die beiden Feuerwehrmänner Michael und Marco wissen genau, was jetzt zu tun ist, jedes Detail haben sie hunderte Male trainiert: Sie rennen zu ihrem Einsatzfahrzeug, drücken im Vorbeilaufen den Schnellstartknopf und springen in Stiefel und Hose. Währenddessen startet die Fahrzeugelektronik der Motoren, die Schwingtüren öffnen sich, die Hallentore fahren auf. Los geht es mit 1.450 PS (1.030 kW) zum Rollweg. Zwei kontinuierlich vorgewärmte Volvo-Motoren und zwei Allison 4800R Vollautomatikgetriebe beschleunigen den 52 Tonnen schweren Panther in Sekundenschnelle auf 120 km/h. Flammen schlagen aus dem linken Triebwerk des Flugzeugs. Hochkonzentriert positioniert Michael das riesige Fahrzeug in Löschposition, während Marco einen Schaumteppich unter das Flugzeug legt, den Stinger-Löscharm lenkt und die geballte Löschkraft des Panthers auf den brennenden Jet richtet. Schon nach kurzer Zeit sind die Flammen bekämpft. Weitere Löschfahrzeuge positionieren sich vor und hinter dem Flugzeug, um den Rumpf zu kühlen und die Nachlöscharbeiten zu übernehmen.
Maximal 180 Sekunden für die Anfahrt und erste Löschmaßnahmen. Maximal zwei Minuten, bis alle Löschmittel eingesetzt sind. In knapp fünf Minuten haben die beiden jungen Feuerwehrleute mit ihrem Panther ihre Aufgabe erfüllt. „Im Einsatzfall sind Präzision und Schnelligkeit unabdingbar. Der Panther ist unser derzeit größtes Löschfahrzeug und je nach Alarmierung wird er natürlich als Erstschlag zur Brandbekämpfung eingesetzt“, sagt Jürgen Reichhuber, Leiter Fahrzeugtechnik bei der Flughafenfeuerwehr der Flughafen München GmbH, über den beeindruckenden und realistischen Ablauf einer Übung, wie sie regelmäßig bei der Feuerwehr durchgeführt wird.
„Die Flughafenfeuerwehr München ist stolz auf ihre einzigartige Trainingsanlage, die moderne und innovative Ausstattung, das hochprofessionelle Team und nicht zuletzt auf ihre Einsatzflotte, zu der unter anderem vier neue Panther-Fahrzeuge gehören”, erläutert Florian Klein, stellvertretender Leiter der Flughafenfeuerwehr. Die Panther 8x8 wurden in den Jahren 2020 bis 2022 in Dienst gestellt und ersetzen ältere Fahrzeuge. Zwei der Panther sind mit Dachwerfern und die anderen beiden mit Stinger-Löscharmen ausgerüstet, die eine Flugzeugbrandbekämpfung aus nahezu jeder Angriffsposition ermöglichen.
Die Flughafen München GmbH hatte sich nach einer europaweiten Ausschreibung für diese Fahrzeugkonfiguration entschieden, um ein Maximum an Schlagkraft, Beschleunigung und Robustheit mit einem Zugewinn an Fahrzeugkontrolle und Komfort für die Besatzung zu erzielen. Um die 52-Tonner bei einer Einsatzfahrt zügig und kontrolliert mit Höchstgeschwindigkeit bewegen zu können, müssen Motorkraft und Drehmoment vollständig und ohne Zugkraftunterbrechung auf die acht Räder übertragen werden. Im verbauten Allison-Vollautomatikgetriebe sorgen der patentierte Drehmomentwandler und die unterbrechungsfreien Volllastschaltungen für eine ausgezeichnete Beschleunigung und kontinuierliche Traktion.
Von den Fahrern erfordert jeder Einsatz Höchstleistungen: Sie müssen das imposante Fahrzeug rasend schnell und sicher an den Einsatzort manövrieren und gegebenenfalls gleichzeitig den Löschvorgang beginnen. Das erfordert die perfekte Koordination von mehreren völlig verschiedenen Tätigkeiten. Michael Eder, Fahrer und Fahrausbilder für die Panther Fahrzeuge, erläutert: „Bei uns muss jeder Fahrer alle Fahrzeuge beherrschen, im Ernstfall also auch den Panther. Es hat sich gezeigt, dass den Einsatzkräften das Fahren und das Handling der Vollautomatikgetriebe ausgesprochen leicht von der Hand geht und sie sich damit sehr sicher fühlen. Das ist schon ein enormer Vorteil in Anbetracht der anspruchsvollen Einsatztechnik, die zusätzlich bedient werden muss. So ein Vollautomatikgetriebe ist wirklich eine wertvolle Unterstützung.”
„Wir bestellen schon seit einigen Jahren immer Fahrzeuge mit Wandlerautomatik. Inzwischen haben 90 % unserer Fahrzeuge Vollautomatikgetriebe, bei etwa zwei Drittel der Fahrzeugflotte ist Allison-Technik verbaut. Sie haben kaum Ausfälle, die Zuverlässigkeit ist ausgesprochen hoch und die Manövrierbarkeit ist sehr gut“, sagt Jürgen Reichhuber. „Durch den vorgeschalteten Drehmomentwandler lässt sich das Fahrzeug sehr feinfühlig und präzise rangieren.“
Die Panther stellen die Königsklasse unter den ARFF-Fahrzeugen (Aircraft Rescue and Firefighting – ARFF) dar: Mit 13 Metern Länge, drei Metern Breite und vier Metern Höhe sind ihre Ausmaße gewaltig. Und gigantisch ist auch ihre Leistung: Als Antriebsaggregate sind in den Münchner 8x8 Panthern zwei Volvo D16-Euro-6-Motoren mit insgesamt 1.450 PS (1.030 kW) verbaut. Zwei Allison-Vollautomatikgetriebe 4800R mit Drehmomentwandler und Retarder schalten in den schweren Fahrzeugen zügig durch und ermöglichen eine Beschleunigung von 0 auf 80 km/h in 20 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 135 km/h begrenzt.
Diese Doppeltriebwerktechnologie ist erforderlich, damit der Panther den Sprint zum Einsatzort auf den gesamten Flugbetriebsflächen innerhalb von drei Minuten stemmen kann, laut Vorgabe der ICAO (International Civil Aviation Organization).
Der Löschwassertank fasst 12.500 Liter Wasser sowie 1.500 Liter Schaummittel. Bei den Modellen mit Stinger-Löscharm sind zusätzlich 500 Kilogramm Löschpulver an Bord, die Fahrzeuge mit Dachwerfer verfügen über eine Kohlendioxid-Löschanlage und führen 120 kg CO2 mit sich. Die Einbaupumpe hat eine Leistung von bis zu 10.000 Litern pro Minute und die elektronisch gesteuerten Werfer bringen es auf einen Ausstoß von bis zu 6.000 l/min (RM65 am Löscharm) beziehungsweise bis zu 4.750 l/min (RM35C auf der Stoßstange).
Außerdem sind die Panther-Fahrzeuge mit Schlauchhaspeln für den Schnellangriff sowie mit Selbstschutzdüsen für den Fall, dass Kerosin unter das Fahrzeug fließt, ausgestattet. Wenn es darauf ankommt, kann der gesamte Löschmittelvorrat an Bord in weniger als 90 Sekunden ausgebracht werden. Werfer und Bodensprühdüsen können durch Umschalten auf den Pump & Roll-Betrieb auch während der Anfahrt aktiviert werden.
Allison-Getriebe
Das 4800er Vollautomatikgetriebe von Allison Transmission wurde speziell für die Anforderungen von Einsatzfahrzeugen optimiert. Durch die Volllastschaltungen und den hydrodynamischen Drehmomentwandler erzielen Allison-Getriebe eindrucksvolle Beschleunigungswerte. Der Drehmomentwandler von Allison vervielfacht das Motordrehmoment beim Anfahren und Beschleunigen und bringt mehr Leistung auf die Räder. Die Gangwechsel erfolgen ohne Zugkraftunterbrechung, was zu einer nahtlosen Kraftübertragung auf die Antriebsräder und einer maximalen Effizienz von Motor und Getriebe führt. Das Wandler-Lastschaltgetriebe von Allison ermöglicht es den Volvo-Motoren, ihre Drehmomentstärke uneingeschränkt zu entfalten. Dadurch kann das Rosenbauer Schwerlast-Fahrgestell kompromisslose Zugkraft und Beschleunigung für Einsatzfahrzeuge umsetzen.
Allison-Getriebe haben sich bislang bei der Flughafenfeuerwehr München als extrem zuverlässig erwiesen mit nur minimalen Wartungsanforderungen. Sie sind sehr pflegeleicht, auch im Hinblick auf den integrierten hydraulischen Retarder und den Nebenabtrieb.
Wegen ihrer enormen Zuverlässigkeit und Robustheit werden Allison Vollautomatikgetriebe von zahlreichen Feuerwehrflotten eingesetzt. Flughafenbetreiber auf der ganzen Welt vertrauen auf Erstangriffseinsatzfahrzeuge mit Allison-Vollautomatik, wie zum Beispiel den Rosenbauer Panther.
Sehen Sie den Panther in Aktion bei der Flughafenfeuerwehr München. Das Video finden Sie auf YouTube unter: https://youtu.be/JxnE6KfPQhs?si=iN_Qgpb88Gtmk-hO
Inferno auf Knopfdruck: Training in der Simulationsanlage
Damit die rund 260 Feuerwehrleute der Flughafen München GmbH in Übung bleiben, trainieren sie regelmäßig auf der eigenen Brandschutz-Übungsanlage. Die imposante Flugzeug-Attrappe in Form einer Boeing 747 ist zwölf Meter hoch, 44 Meter lang und 35 Meter breit und sieht aus wie ein „echtes” Flugzeug. Auf dem Heck ist ein weiteres Triebwerk installiert. Damit können die Feuerwehreinsatzkräfte zum einen die Brandbekämpfung von außen üben, aber auch Szenarien trainieren, die sich im Inneren eines Jets abspielen. Vom „Feuer“ im Cockpit, bis hin zum Brand in der Kabine oder im Frachtraum kann die Feuerwehr dort jeden Notfall simulieren.
Die rostbraune Attrappe am Flughafen München zählt zu den modernsten Anlagen für Brandsimulation in ganz Deutschland. Computergesteuerte Technik bietet völlig neue Möglichkeiten: Zum Beispiel lässt sich die Wirkung verschiedener Löschmittel darstellen, ohne tatsächlich Schäume oder Pulver einzusetzen. Zur Befeuerung wird anstelle von Kerosin seit einigen Jahren Flüssiggas verwendet, wodurch die Emissionen erheblich reduziert und eine schwarze Rußwolke vermieden werden.